Katholische Jugendfürsorgeverbände fordern Aussetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht

Die einrichtungsbezogene Impfpflicht belastet die Einrichtungen und Dienste der Eingliederungshilfe, der Pflege und des Gesundheitswesens der vier Katholischen Jugendfürsorgeverbände Augsburg, München-Freising, Regensburg und Speyer im Verband Katholische Jugendfürsorge e.V. (VKJF) mit insgesamt rd. 12.800 Beschäftigten enorm. Es drohen massive Versorgungsschwierigkeiten bis hin zu Schließungen und zur Betriebsaufgabe.

Nachdem die allgemeine Impfpflicht gescheitert ist, fordern die Jugendfürsorgeverbände die Aussetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht und eine Wiederaufnahme der politischen Debatte zur allgemeinen Impfpflicht. Die Impfung ist der Weg aus der Pandemie – davon ist der Vorsitzende des VKJF, Michael Eibl, überzeugt: „Dafür haben wir uns gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe, Pflege und des Gesundheitswesens im Verband Katholische Jugendfürsorge eingesetzt.“ Nun aber drohe eine Situation, in der die Einrichtungen ihren Versorgungsauftrag nicht mehr erfüllen und ihrer Verantwortung gegenüber den Klientinnen und Klienten nicht mehr nachkommen könnten. „Die dramatisch angespannte Personalsituation bereitet uns größte Sorge“, so Eibl. Fehlendes Personal in den Einrichtungen und Diensten führe dazu, dass die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übermäßig beansprucht sind. Psychische und körperliche Belastungsanzeigen häufen sich.

„Wir haben es darüber hinaus mit einem hohen Grad an Unverständnis und Frustration bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu tun, die nicht nachvollziehen können, warum nur sie einen Beitrag zum Schutz der vulnerablen Personengruppen leisten sollen, während es dazu allgemein keine Verpflichtung gibt“, erklärt Eibl weiter. Jetzt sei es notwendig, sich auf den kommenden Herbst vorzubereiten. „Mit unseren bewährten Schutz- und Hygienekonzepten sind wir darauf gut vorbereitet. Wir haben in unseren Einrichtungen eine durchschnittlich hohe Impfquote von bis zu 90 %. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung liegen wir hier über dem Durchschnitt. Wir werden für die nächste Auffrischungsimpfung motivieren und an den bisherigen Maßnahmen festhalten, um das Infektionsrisiko zu minimieren.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sozial- und Gesundheitsbereich brauchten Wertschätzung und die Anerkennung ihres Beitrags zur Eindämmung der Pandemie. Sie weiter mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht zu belasten, sei unverhältnismäßig und führe zu noch mehr Spannungen und Spaltungen innerhalb der Einrichtungen und in der Gesellschaft. Insbesondere auch dann, wenn ab 1. Oktober 2022 nur noch dreifach geimpfte Personen als vollständig geimpft gelten und eine erneute Forderung wieder nur an diejenigen gestellt werde, die schon so vieles geleistet haben, stellt Eibl deutlich heraus. „Bislang konnten wir auf deren Solidarität bauen, lassen Sie uns diesen Beitrag nicht verspielen, wir brauchen ihn weiterhin!“, sensibilisierte Eibl Bundestagsabgeordnete unlängst in einem Schreiben für anstehende Entscheidungen. Denn es gehe schließlich um die Versorgungssicherheit der Menschen in den Einrichtungen und Diensten.

Text: Christine Allgeyer