Ein Berufsleben lang bei der KJF

Diplom Psychologin Eva Leupold ist 37 Jahre lang Beraterin und Begleiterin von Familien und jungen Menschen.

Ihr Berufsleben lang stand Eva Leupold Menschen zur Seite, hat sie beraten und begleitet. Begonnen hat die junge Psychologin 1978 in der Erziehungsberatungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. in Cham. Bald wechselte sie nach Regensburg. Von März 1980 bis zum 31. Dezember 2015 war sie dort für Kinder, Jugendliche, deren Eltern und Erziehungsberechtigte eine wichtige Ansprechpartnerin in schwierigen Lebenslagen: Bei Übergängen, Entwicklungsproblemen, familiären Konflikten, Erziehungsfragen und Problemen von Jugendlichen in Familie, Schule und Freizeit. Weit über 4.000 Familien hat sie im Lauf der Jahrzehnte beraten.

(Interview mit Eva Leupold hier herunterladen)

Eva Leupolds beraterisch-therapeutische Grundorientierung war und ist die humanistische, wachstumsorientierte Psychotherapie, speziell die klientenzentrierte Gesprächstherapie, bei der das Erleben der Ratsuchenden und die empathische Begleitung der Menschen im Mittelpunkt der Beratung stehen. So verwundert es nicht, wenn Eva Leupold ihre Motivation schildert: „Das ist etwas, was ich immer interessant finden werde: Lebensgeschichten von Menschen und wie Erfahrungen Menschen prägen. Wie unterschiedlich Menschen mit ihrem Schicksal umgehen. Immer wieder stößt man auf Helden des Alltags.”

„Sie schenken mir so viel Vertrauen.”
Ihre Tätigkeit in der Beratungsstelle hat Eva Leupold tiefe Einblicke in Lebensgeschichten unterschiedlichster Personen ermöglicht. „Das sind wertvolle Einblicke ins Leben und in Biographien. Nicht in allen Fällen gelingt das in der Tiefe, denn nicht alle Beratungen dauern lange genug an. Bei manchen aber taucht man unter Umständen auch in die Geschichte der Eltern ein”, erzählt sie und auch davon, was es ihr persönlich gegeben hat: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn Eltern einem ihr Vertrauen schenken. Ich habe mir oft gedacht, wie Eltern schon in einem ersten Gespräch so viel von sich preisgeben können. Ich kenne sie nicht und sie schenken mir so viel Vertrauen. Das finde ich immer noch beeindruckend.” Da schwingt Respekt mit vor dieser Leistung der Eltern, die sich Eva Leupold persönlich mit ihren Sorgen und Nöten anvertraut haben.

Fachlich spezialisiert
Eva Leupolds besonderes fachliches Interesse galt den kleinen Kindern. Sie kooperierte eng mit den Kindergärten in Stadt und Landkreis. Neben der fallbezogenen Zusammenarbeit führte sie Fortbildungen, Supervision und Praxisberatung für Erzieherinnen durch und veröffentlichte bereits 1995 das „Handbuch der Gesprächsführung. Problem- und Konfliktlösung im Kindergarten” (Herder Verlag), welches bis 2006 in mehreren Auflagen erschienen ist. Noch heute sind diese Erkenntnisse für Kindertagesstätten hilfreich.
Ab 2006 führte Eva Leupold das Projekt „Hören, Lauschen, Lernen” zur Förderung der phonologischen Bewusstheit bei Kindern in Kooperation mit 15 katholischen Kindergärten in Regensburg durch. Sie hat im Rahmen des Projekts Erzieherinnen ausgebildet und Honorarkräfte für die erforderliche Testung der Kinder und deren anschließende Förderung mit dem Trainingsprogramm durch die Erzieherinnen begleitet und koordiniert. 219 Kinder mit einem erhöhten Risiko für den Lese-Rechtschreiberwerb wurden allein in katholischen Kindergärten im Zeitraum von 2006 bis 2015 intensiv gefördert.
Als Qualitätsbeauftragte für alle zehn Erziehungsberatungsstellen der Katholischen Jugendfürsorge trug Eva Leupold erheblich zur Weiterentwicklung der Qualitätssicherung in der Erziehungsberatung bei, als stellvertretende Leiterin hatte sie weitere wichtige Funktionen inne: Sie war Kinderschutzbeauftragte, koordinierte die Fachbibliothek der Beratungsstelle und gestaltete viele organisatorische Prozesse effektiv mit.

„Es ist selbstverständlicher geworden, sich bei der Erziehung Unterstützung und Rat zu holen.”
Mit Eva Leupold auf diese fast vier Jahrzehnte Beratungstätigkeit zurückzublicken, ist spannend. „Gesellschaftliche Ereignisse lassen sich in unserer Arbeit ablesen”, stellt sie dar und erzählt davon, dass sich im Laufe der Jahre immer mehr Männer in die Erziehungsarbeit eingebracht hätten, wie die Klientel immer multikultureller geworden sei und wie sich die Fragestellungen und Probleme der Familien verändert hätten.
Die klassischen Probleme in der Erziehungsarbeit seien geblieben. Allerdings, so Leupold, hätte die Sorge um die Schulleistungen der Kinder deutlich zugenommen. Aus ihrer Sicht resultiert das aus den Anforderungen der Gesellschaft an einen funktionierenden, leistungsfähigen Menschen. Schule ist ein großes Thema der Eltern, ihre Erwartungen sind hoch. „Die Eltern geben den Druck weiter – es kommt zu Konflikten. Insbesondere dann, wenn die Leistungen der Kinder realistisch eingeschätzt werden sollen.” Familien seien heutzutage sehr, sehr gefordert, sagt Leupold. Zeit sei ein knappes Gut und es müsse viel gemanagt werden. „Dahinter verbirgt sich für mich auch, dass sich die Ansprüche der Gesellschaft und des Arbeitslebens verändert haben und dies immensen Druck auf die Familien ausübt.”
Mit den sich verändernden Problemen der Familien verändern sich auch die Anforderungen und Inhalte der Beratungstätigkeit. Eva Leupold kann jungen Fachkollegen einen guten Rat mit auf den Weg geben: „Man hat einen langen Lern- und Reifeweg vor sich. Man braucht Geduld und es ist wichtig, sich fortzubilden.”

Text und Interview: Christine Allgeyer
Bild: EB