75 frisch gebackene Heilerziehungspfleger (HEP) haben doppelten Grund zur Freude: Sie haben nicht nur ihre Ausbildung in Dürrlauingen erfolgreich abgeschlossen, sondern auch noch beste Jobaussichten. Bei der Abschlussfeier betont Schulleiter Edgar Funk: „Es herrscht ein ausgeprägter Fachkräftemangel im sozialen Bereich. Ihre beruflichen Perspektiven sind sehr gut.“ Das sind wohltuende Worte für Jacqueline Proske. Die junge Frau hatte 2011 den einjährigen Abschluss zur Heilerziehungspflegehelferin in Dürrlauingen gemacht. „Damals hätte ich kaum eine Anstellung gefunden“, sagt sie. Deswegen entschloss sie sich, die dreijährige Ausbildung zur HEP in Angriff zu nehmen. „Es hat sich gelohnt – in jeder Hinsicht.“
Neben Schulleiter Funk treten an diesem Tag der Zeugnisübergabe weitere Redner ans Pult, die den 75 Absolventen aber auch klar machen, dass trotzdem nicht alles in Butter ist. Schließlich dürfe man als HEP, wie bei anderen Berufen im sozialen Bereich auch, nicht von Reichtum träumen. „Aber Sie haben diesen Beruf aus Überzeugung ergriffen, weil er Ihnen Spaß macht und Sie etwas für die Gesellschaft tun wollen“, sagt Konrad Fath, Leiter des Förderungswerks St. Nikolaus. Heilerziehungspfleger kümmern sich um Menschen, die Probleme im Alltag haben. Das können zum Beispiel Senioren oder Pflegebedürftige sein, aber auch Jugendliche mit sozialen Defiziten. Fath bestärkt die Absolventen, beherzt an diese Aufgabe zu gehen. „Seien sie bereit, Neues zu lernen und täglich über sich hinaus zu wachsen.“ Die Arbeit erfordere oftmals Demut und eine langmütige Haltung. „Sie machen weit mehr als einen gewöhnlichen Job. Sie riskieren auch persönlich etwas.“ Abschließend könne er vor allem drei Ratschläge geben: „Geduld, Geduld und nochmals Geduld.“
Da hat Henry Kempf besonders interessiert zugehört. Er ist seit mehr als 35 Jahren HEP-Lehrer in Dürrlauingen und ein Pionier der ersten Stunde. Zusammen mit Experten aus ganz Deutschland entwickelte er Ende der 1970er-Jahre Lehrpläne für das damals neue Berufsbild. Klar, dass so eine Persönlichkeit auch den Betrieb in Dürrlauingen über Jahrzehnte entscheidend geprägt hat. Und nun muss man tatsächlich in die Vergangenheits-Form verfallen, denn Kempf tritt in den Ruhestand. Das brachte ihm auf der Abschlussveranstaltung Lob von allen Seiten. „Henry Kempf ist ein Lehrer mit Profil, ein kreativer Ideengeber, der immer zugepackt hat“, betont Mitarbeitervertreter Stefan Görge.
Die Fachschule in Dürrlauingen ist Teil des KJF-Kollegs für Heilpädagogische Berufe. In diesem Kolleg der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) werden in Kempten, Augsburg und Dürrlauingen Heilerziehungspflegehelfer, Heilerziehungspfleger, Heilpädagogen und derzeit auch Erzieher ausgebildet. Viele absolvieren den praktischen Teil der Ausbildung in Einrichtungen der KJF, die damit auch für mehr ausgebildete Fachkärfte in der sozialen Branche sorgt.
Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF)
Die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF) wurde 1911 gegründet. Sie ist ein Gesundheits- und Sozialdienstleister mit rund 80 Einrichtungen und Diensten im Gebiet zwischen Lindau, Neu-Ulm, Nördlingen, Aichach und Murnau. Dazu gehören unter anderem Angebote der Medizin mit mehreren Kliniken, der Berufsbildung für behinderte und nicht behinderte Jugendliche und Erwachsene mit Berufsbildungswerken und Vermittlungsdiensten, der Kinder- und Jugendhilfe mit Wohngruppen, Tagesstätten, Beratungsstellen und mobilen Diensten sowie mehrere Schulen.
Die rund 3.700 Beschäftigten des Verbandes helfen im Jahr 75.000 Kindern, Jugendlichen und Familien bei Schwierigkeiten und Fragen. Vorstandsvorsitzender der KJF ist Markus Mayer, Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Weihbischof em. Josef Grünwald.
Weitere Informationen zur KJF finden Sie unter www.kjf-augsburg.de.