Sylvia Fenzl, Heilpädagogin im Sozialpädiatrischen Zentrum St. Martin der KJF Regensburg

Silvia FenzlIn der Heilpädagogik arbeiten wir ressourcenorientiert und setzen an den Stärken an.

Ich hatte das große Glück hier eine Anstellung zu bekommen und bin seit acht Jahren im Kinderzentrum St. Martin als Heilpädagogin tätig. Vor der Heilpädagogik habe ich zehn Jahre als Kinderpflegerin in einer Suchteinrichtung gearbeitet. Dann habe ich mich entschlossen, die Ausbildung zur Heilpädagogin zu machen. Dabei ist es allerdings nicht geblieben und ich bin mittlerweile auch Naturpädagogin und Yogalehrerin für Kinder. Aktuell bin ich in einer Marte-Meo-Weiterbildung, die das Kinderzentrum zum Teil finanziert.

Zur Heilpädagogik bin ich gekommen, weil ich nach einem neuen Zugang und weiteren Ansätzen für mein pädagogisches Handeln gesucht habe. In der Heilpädagogik arbeiten wir ressourcenorientiert und setzen an den Stärken an. Das ist für mich ein guter und richtiger Weg, um Menschen mit einem Handicap zu fördern und zu begleiten.

Die Stärken und der jeweilige Entwicklungsstand eines Kindes, ist das, worauf ich aufbaue. Am Beispiel der Marte-Meo-Weiterbildung kann ich das gut erklären. Wir machen Videos von alltäglichen Situationen, in denen Eltern und ihre Kinder interagieren. Ich achte darauf, was die Eltern gut machen und was wir weiterentwickeln können.

Ich fördere Kinder ab dem Babyalter bis hin zur Einschulung. Das sind Kinder, die emotional oft unsicher sind, in bestimmten Situationen nicht sprechen oder beispielsweise eine Wahrnehmungsstörung oder Teilleistungsstörung haben. Zusammenfassend kann man von Kindern mit Entwicklungsstörungen und -verzögerungen, im Sozialverhalten, im Emotionalverhalten, im motorischen, im kognitiven und sprachlichen Bereich sprechen.

In meiner Arbeit lasse ich mich davon leiten, was an Entwicklung möglich ist. Ich versuche immer, die Kinder so zu nehmen, wie sie sind – ganz egal, welche Diagnose oder Behinderung vorliegt. Meistens findet eine Einzeltherapie statt, ab und an arbeite ich auch in Gruppen. Elterngespräche sind dabei fester Bestandteil der Therapie.

Die Heilpädagogik ist ein vielfältiges Arbeitsfeld. Wir arbeiten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung oder Einschränkungen in unterschiedlichsten Einrichtungen. Egal in welchem Bereich können wir die Menschen unterstützen und sie in ihrer Entwicklung begleiten. Wir wollen sie nicht verändern, sondern sie so annehmen, wie sie sind, und das weiterentwickeln, was schon da ist. Das ist für mich ein wertvoller Ansatz. Die Lebendigkeit und Dankbarkeit, die ich in meiner Arbeit geschenkt bekomme, das ist für mich etwas sehr Schönes und Bereicherndes.

Unsere Arbeit kann man nicht messen wie vielleicht die eines Handwerkers, bei der man ein fertiges Produkt bewerten kann. Ist es gelungen oder nicht? Wir Heilpädagogen wollen das Beste mitgeben und dürfen spüren und sehen, was sich entwickelt. Das Ergebnis lässt sich nicht vorhersagen. Zweifel, ob denn alles richtig war, was man gemacht hat, oder ob man nicht noch etwas hätte anders machen können, treten manchmal auf. Das kenne ich von mir und von vielen meiner Freunde aus dem sozialen Bereich. Das muss man so annehmen können. Trotz allem ist es wunderschön, was wir machen dürfen und was wir zurückbekommen. Der Erfolg ist nicht immer messbar, aber spürbar.

Sylvia Fenzl ist 47 Jahre alt und als Heilpädagogin im Sozialpädiatrischen Zentrum St. Martin der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. in Regensburg beschäftigt. Im Laufe Ihrer Berufstätigkeit hat sie weitere Qualifikationen erworben: Naturpädagogin, Yogalehrerin für Kinder, Marte Meo-Beraterin (derzeit in Ausbildung).